Maria Patzak, Gelegenheitsputzfrau: Vera Schweiger
Josef Pribil, Aushilfe bei der Wach- und Schliessgesellschaft: Carlo Ghirardelli
Ein Sprecher: Josuè Vilardaga
Regie: Jordi Vilardaga
Team: Rachel Matter, Marie-Louise Michel, Astrid Wittinghofer,
Martin Burkhardt, Brigitte Gautschi, Florian Gremlich
Premiere Donnerstag, 21. November 2019, Zimmer-Theater Ariane, Winterthur
Zur offiziellen Wiedereröffnung nach dem Umbau
Derniere, Sonntag 8. Dezember 2019, Zimmer-Theater Ariane, Winterthur
Das Stück spielt am 24. Dezember 1991. Ein Tag bevor Michail Gorbatschow seinen Rücktritt
erklärt, und eine Woche bevor die Sowjetunion offiziell aufhört zu existieren.
Heiligabend nach Ladenschluss, die letzten Kunden sind mit Geschenken nach Hause geeilt. Jetzt beginnt für die Putzfrau Maria die Schicht; im Personalraum begegnet sie Josef, dem Mann von der Wach- und Schliessgesellschaft. Zunächst zögernd erzählen sie einander aus ihrem Leben – Komisches mischt sich mit Tragischem, Gegenwart mit Vergangenheit, Härte mit Sentimentalität.
Eine schicksalhafte Begegnung zweier eigenwilliger Menschen, die miteinander ein rasantes, ein komisches, ein ganz besonderes Weihnachtsfest feiern.
Was bleibt denn von einem Menschen übrig, wenn nichts von einem Menschen übrigbleibt?
Maria im Stück
Meine Figuren kämpfen alle darum, dass von ihnen etwas übrigbleibt. Sie haben etwas Bemerkenswertes – im Sinne des Wortes – an sich.
(Peter Turrini in einem Brief, 1992)
In den Städten liegen manchmal die Habseligkeiten von Verstorbenen auf den Gehsteigen. Solche «Verlassenschaften» werden von «Verlassenschaftshändlern» wegtransportiert, landen in Magazinen, werden mit anderen «Verlassenschaften» vermischt, alles Persönliche löst sich auf. Die Erinnerungen und Gefühle dieser Menschen, manifestiert in Bürgerschulzeugnissen, Feldpostkarten, Dokumenten, werden von einem Tag auf den anderen zu Makulatur, zu Abfall. Wenn ich auf solche Dinge stosse, will ich mehr über das Leben dieser Menschen erfahren, oder ich denke mir Geschichten über sie aus, als gelte es, sie vor der endgültigen Liquidation zu retten.
…
Ich habe immer weniger «Meinungen» über Menschen, aber immer mehr Interesse, die Menschen zu erforschen und darzustellen.
…
Ich wollte kein Stück «über» alte Menschen schreiben. Ich wollte ihre Geschichten, ihre Erzählungen, ihre Erinnerungen aufnehmen und annehmen. Meine Aufgabe als Dramatiker bestand darin, diese Geschichten auszuwählen, zu ordnen und zwei alte Menschen in eine dramatische Situation zu bringen.
(Peter Turrini, Text für ein Programmheft, 1980)
Abends beim Schreiben von «Josef und Maria» denke ich mir, dass mein Stück gut ausgehen soll. Dies soll mein erstes Stück werden, das gut ausgeht. Unbedingt. Ich habe keinen Bedarf mehr an Katastrophen.
(Peter Turrini, in einem Brief an einen Freund, 1980)
Dieses «Weihnachtsmärchen für Erwachsene» wurde 1980 im Wiener Volkstheater
uraufgeführt, in 21 Sprachen übersetzt und steht weltweit auf den Spielplänen. In der Neufassung von 1999 wird Josef, der alte Kommunist, angesichts des Untergangs der Sowjetunion zum letzten Mohikaner des Sozialismus, während Maria, die einmal Tingeltangel-Tänzerin war, ihrem Sohn und ihrer Schwiegertochter nur noch auf die Nerven geht.
(Zur Neufassung «Josef und Maria», 1999)
Der österreichische Schriftsteller Peter Turrini, geboren 26. September 1944 in Sankt Margarethen im Lavanttal, ist bekannt für seine gesellschaftskritischen und, vor allem in seinen frühen Werken, provokanten Volksstücke. Von 1963 bis 1971 war er in verschiedenen Berufen tätig, unter anderem als Magazineur bei Huber-Trikot, als Werbetexter bei einer amerikanischen Agentur, als Hotelsekretär in Bibione, als Hilfsarbeiter in Neuwied am Rhein. 1967/68 lebte
er auf Rhodos. Seit 1971 lebt er als freier Schriftsteller. 2005 wurde er zum
korrespondierenden Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gewählt.
Sein derzeitiger Wohnort ist Kleinriedenthal bei Retz. Er schreibt Theaterstücke, Drehbücher, Gedichte, Aufsätze und Reden. Seine Werke wurden in viele Sprachen übersetzt, seine Theaterstücke werden weltweit gespielt.