Zimmer-Theater Ariane

Schaffhauserstrasse 44

8400 Winterthur

 

info@theater-ariane.ch

+41 79 240 76 68

 

 

Postadresse 

Pflanzschulstrasse 12

8400 Winterthur

 

VALERIA UND IHRE VÖGEL

Eine süss saure Komödie in drei Akten wie anno dazumal

von José Sanchis Sinisterra

 

Deutschsprachige Erstaufführung

Regie und Übersetzung Jordi Vilardaga

 

Mit Rachel Matter als Valeria

und den Stimmen von Anja Brünglinghaus, Antonio da Silva, Daniel Fueter,

Bodo Krumwiede, Thomas Sarbacher, Ernestine Tzavaras, Astrid Wittinghofer,

Gabriel Zurbriggen und Josuè Vilardaga

 

Licht und Ton: Martin Burkhardt und Jens Mathiessen

Ausstattung und Regieassistenz: Stefanie Keller 

 

Mitarbeit Übersetzung: Astrid Wittinghofer

Öffentlichkeitsarbeit: Marie-Louise Michel

Gestaltung Print: Gabi Huber

 

Premiere 31. Oktober 2013

Theater Ticino, Wädenswil

 

Derniere 16. Januar 2016

Friedaukeller, Kleinandelfingen

 

In Wahrheit ist Valerias Geschichte eine Liebesgeschichte von der Suche nach der Liebe jenseits des Todes. Ein erhabenes Drama. Aber sie hatte das Pech, dass ihr Schicksal einem Autor in die Hände fiel, der eine starke Neigung zu Humor pflegt und einen gewaltigen Groll gegen Politik hegt. Somit wandelte sich das Drama in eine Komödie und Valerias Suche nahm krimihafte Züge an. 

 

VALERIA  Rachel Matter

OBERST ANÍBAL MANSO  Daniel Fueter

AMELIA KING  Anja Brünglinghaus

BERNARDO  Antonio da Silva

PONCE  Gabriel Zurbriggen

MIGUELÍN  Josuè Vilardaga

DOÑA LUPE  Astrid Wittinghofer

DOÑA POLA  Ernestine Tzavaras

VATER  Bodo Krumwiede

MUTTER  Anja Brünglinghaus

TELMO CASTÁN  Thomas Sarbacher 

und des Weiteren BENITO und TANTE SARA

 

Aufführungsrechte: Arola Editors, Tarragona

 

Valeria ist Dolmetscherin für Esperanto und hat einen starken Hang zu spirituellen Praktiken. Im Jenseits ist sie unermüdlich auf der Suche nach ihrem (während des schmutzigen Krieges in Südamerika) «verschwundenen» Geliebten und lässt dafür Abend für Abend Geister in ihrem Wohnzimmer erscheinen, mit welchen sie höchst handfeste Gespräche führt. 

 

Da ist der Vater von Valeria, erklärter Atheist und Fotograf von Blitzen, der nach seinem Tode seiner Frau wieder begegnet, sodass der alltägliche Ehezoff wieder aufgenommen werden kann.

Der Oberst, dessen Tod im Fernsehen live übertragen wird, weil erund nicht der Papst (als dessen Leibwächter er arbeitet) irrtümlicherweise in die Luft gesprengt worden ist, und Valeria dadurch wieder eine kleine Spur entdeckt.

Die fünfzehnjährige Valeria, die vollends einem Freund des Vaters verfällt, am Tag, an welchem sie sich beim Rollschuhlaufen ein Bein gebrochen hat und von ihm nach Hause getragen worden ist.

Auch Valerias Job als Esperanto-Übersetzerin für Reisekataloge hat viel von diesem absurd Alltäglichen oder alltäglich Absurden. Und ist nicht von «süss saurer Komik», wenn der Cousin zum Poltergeist degradiert wurde, weil er sich im Jenseits nicht an alle hierarchische Regeln halten wollte, und nun der Valeria als solcher so gerne beim Duschen zuschaut?

 

 

Textauszug 

STIMME VON OBERST MANSO: Übrigens, wie geht es ihrem Vater? Widmet er sich immer noch dem Fotografieren von Donnern?

VALERIA: Blitzen.

STIMME VON OBERST MANSO: Wie bitte?

VALERIA: Von Blitzen.

STIMME VON OBERST MANSO: Genau. Von Blitzen. Was für eine eigenwillige Persönlichkeit ihr Vater, finden sie nicht?

 

 

José Sanchis Sinisterra 

Spanischer Dramatiker und Regisseur. 1940 in Valencia geboren.
Seit Jahren einer der am meistgespielten Autoren in ganz Spanien und Lateinamerika. Unermüdlicher Forscher und grosser Erneuerer des Gegenwärtigen Theaters im ganzen spanischsprachigen Theaterraum.

Hat über 40 Theaterstücke geschrieben, davon sind viele auch ins Deutsche
übersetzt und gespielt worden.

Ab 1971 Dozent am Theaterinstitut in Barcelona.

1977 Gründung von «El teatro fronterizo» ein Kollektiv von Autoren, Regisseuren und Schauspielern für experimentelles Theater.

1988 bis 1997 Direktor der SALA BECKETT in Barcelona, die Spiel- und Forschungsstätte für das Teatro fronterizo. Ein Theatersaal, wo viele der heute, auch im deutschsprachigen Raum gespielten Autoren von der iberischen Halbinsel (zum Beispiel: Jordi Galceran oder Sergi Belbel), sich ihre ersten Sporen abverdient haben.

 

Die letzten Jahre hat José Sanchis Sinisterra sein theatralisches Forschungsfeld teilweise nach Madrid, Italien und Südamerika verlegt. Mit seinem dramaturgischen Ansatz begibt er sich lustvoll in Grenzbereiche («Teatro fronterizo») der herkömmlichen Dramaturgien. 

 

 

José Sanchis Sinisterra zu «Valeria y los pájaros», 2008 

Es gibt Vögel und Vögel.

Valerias Vögel beschränken sich darauf, vor ihrem Fenster vorbeizufliegen, in ihre Träume einzudringen, um ihre Einsamkeit herumzuflattern, die Stille mit ihren Stimmen zu bevölkern und sonst nichts.

Stimmen? Erscheinungen? Geister? Wie beleben wir die Leere, wie ersetzen wir das Fehlende? Wie die Abwesenden? Diese Lücke, die diejenigen zurücklassen, die vor uns gehen. Wie füllen wir sie? Wie lernt man sich abfinden, verzichten, vergessen? Valeria jedenfalls hat diese Tricks, die die Zeit den Eiligen bietet, nicht lernen wollen.

Sie hat sich entschieden, bei ihren Abwesenden zu bleiben. Vögel im Kopf, Vögel im Herzen, in der Seele und in ihrem Wohnzimmer.

Ihre Einsamkeit ist laut und ihre Leere eine übervolle Leere. Voller Geister, Erscheinungen, Stimmen. Voller Vögel.

Da bleiben. Einverstanden. Aber weit weg vom Sichzufriedengeben. Valeria lehnt
sich auf ihre Art auf und sucht in ihrer Reise vor Ort, was sie verlor, ohne es je besessen zu haben: Die Liebe? Nennen wir es mal so.

In Wahrheit hätte ihre Geschichte eine Liebesgeschichte sein können, von der Suche
nach der Liebe jenseits des Todes. Ein erhabenes Drama. Aber sie hatte das
Pech, dass ihr Schicksal einem Autor in die Hände fiel, der eine starke Neigung
zu Humor pflegt und einen gewaltigen Groll gegen Politik hegt. Somit wandelte
sich das Drama in eine Komödie und Valerias Suche nahm krimihafte Züge an.


José Sanchis Sinisterra hat das Stück während einer Reise durch Zentralamerika Ende der Achtziger Jahren geschrieben. 1995 wurde es erstmals publiziert. Die Uraufführung fand 2008 im Teatro Palacio Valdés in Alicante unter der Regie von Sanchis Sinisterra statt.