Zimmer-Theater Ariane

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Einst in Europa

Nach einer Erzählung von John Berger


Spiel Mona Petri und Antonio da Silva 

Regie Jordi Vilardaga 

Regieassistenz Mara Gyr

 

Textfassung Jordi Vilardaga und Mara Gyr  

 

 

Premiere Samstag, 01. Juni 2024

Zimmer-Theater Ariane, Winterthur 

 

 

Zum Inhalt

«Einst in Europa» ist eine Erzählung aus Bergers Trilogie «Von ihrer Hände Arbeit», in der er das ländliche Leben in seiner Wahlheimat, einem Bergtal in den Haute-Savoyen, porträtiert. Seine Niederlassung und sein Schreiben hatte nichts mit einem Rückzug in eine heile Welt zu tun: Die Welt, in der Berger landete, war tief beschädigt, die Berglandwirtschaft im Niedergang. Wie nur wenige Menschen, die von aussen kommen, näherte sich Berger dieser fremden bäuerlichen Umgebung und lernte sie verstehen. Er verherrlichte sie nie, sondern analysierte sie von ihren Grundlagen her.

 

«Einst in Europa» ist die Erinnerung an ein ganzes Leben. Hoch über der Landschaft ihrer Kindheit und Jugend schwebt Odile Blanc im Deltaflieger zusammen mit ihrem erwachsenen Sohn. Senkrecht unter ihr das Metallwerk, die Fabrikhallen, die Nadelkurven, Schluchten und Schutthalden.

Vor ihrem inneren Auge sieht sie den kleinen Bauernhof, auf dem sie aufwuchs und der aufgrund des Starrsinns ihres Vaters schliesslich zwischen den Baracken der Arbeiter und der Fabrik eingeklemmt wurde. Sie erinnert sich an den Vater ihres Sohnes, einen russischen Gastarbeiter, der in einem Hochofen der Fabrik zu Tode kam, sowie an ihren kommunistischen Jugendfreund, der beide Beine bei der Arbeit verlor. Und sie erinnert sich an ihr Weggehen aus dieser verschandelten Gebirgslandschaft als junge Witwe, als Alleinerziehende, als Vertriebene, als Kämpferin und Hoffende.

 

Es ist die Erzählung einer Frau, deren Leben bestimmt wurde vom Vorrücken der Industrialisierung und vom Einbruch des Kapitalismus in eine seit Jahrhunderten fest mit der Natur und dem Rhythmus der Jahreszeiten verbundenen Welt. Es ist die Erzählung von Naturzerstörung und -verseuchung durch die Grossindustrie, die Wohlstand versprach, aber Einheimische zur Landflucht zwang und Gastarbeiter importierte.

 

 

John Berger (1926-2017)

Schriftsteller, Maler, Kunst- und Gesellschaftskritiker.

Booker-Preisträger. (Die Hälfte des Preisgeldes gab er an die «Black Panther Party», was einen Skandal auslöste.)

Engagiert bei der Friedensbewegung «Artists for Peace».

Ende 1950er Jahre verlässt Berger England aus Protest gegen die Regierung. Fortan bereist er Europa bis er sich 1962 in Quincy in den französischen Alpen, unweit von Genf, niederlässt.