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BRENNENDE GEDULD

Nach Antonio Skármeta

Die Vorlage zum Film «Il Postino»

 

Regie Jordi Vilardaga

Mit Rachel Matter, Antonio da Silva, Kristian Trafelet, Sandra Zellweger

sowie Andy Schnider (Akkordeon)

 

Stimmen Beat Albrecht und Gabriel Zurbriggen

Kostüme Bettina Brunold

Lichtdesign Martin Burkhardt 

Spielfassung Ensemble Theater Ariane

 

Technische Mitarbeit Hana Bienz

Dramaturgie/Öffentlichkeitsarbeit Marie-Louise Michel

Produktionsleitung Jordi Vilardaga

Mitarbeit Produktionsleitung/Administration Astrid Wittinghofer

Gestaltung Print Gabi Huber

 

Koproduktion Theater Ariane, Winterthur, mit Theater La Poste, Visp

 

Premiere 12. Oktober 2016 Theater La Poste, Visp

Zürcher Premiere 11. November 2016 Theater am Gleis, Winterthur 

Derniere 3. Februar 2018, Theater Ticino, Wädenswil

 

Wenn der berühmte chilenische Dichter und Politiker Pablo Neruda im Sommer sein Landhaus auf der Isla Negra bezieht, hat Briefträger Mario aufregend viel Post auszutragen. Jeden Tag überreicht er ein grosses Bündel Briefe aus aller Welt. Besonders die Post aus Schweden macht Mario neugierig. Wird «sein» Dichter den Nobelpreis erhalten? Eines Tages braucht Mario die Hilfe des berühmten Mannes. Er bittet Neruda, ihm einige seiner herrlichen Liebesgedichte zu «leihen», um die schöne Beatriz zu umwerben.

 

Antonio Skármeta hat mit seinem Roman «Brennende Geduld dem Schwung und der Stimmung der 1970er Jahre – kurz vor der Wahl Allendes zum Präsidenten Chiles – ein wunderbares Denkmal gesetzt.

 

Ein Stück mit Live-Musik über Freundschaft und Liebe, über Poesie und Leidenschaft, über Freiheit und Politik.

 

 

In jedem guten Theaterstück wohnt eine Frage. Ein bedeutsames Stück stellt grosse Fragen, die die Zeit überdauern. Wäre das Theater ein Verb, es würde «erinnern» lauten.

(A. Bogart)

 

 

Die hoffnungsvolle Geschichte von brennender Liebe und geduldiger Freundschaft spielt in einer konfliktreichen Zeit . Sie ist ein Plädoyer für die Macht der Poesie, die Kraft der Sprache, die Individuen und ganze Gesellschaften prägen und beeinflussen kann.

 

Als Mario, der junge Briefträger, sich in Beatriz verliebt, versucht der sonst eher Sprachlose, ihre Zuneigung durch Gedichte und Metaphern über ihre Schönheit zu erringen. Dabei schreckt er nicht davor zurück, das Werk des Meisters Neruda zu plündern.

 

Der Autor der Romanvorlage Antonio Skármeta benutzt eine einfache Liebesgeschichte, um eine politische Entwicklung darzustellen. Das gelingt ihm in vielen Momentaufnahmen voller Poesie und Humor. In witzigen Dialogen reflektiert er über die unverkennbar persönliche Betroffenheit hinaus die Bedeutung von Literatur und Sprache, die hoffnungsvolle Stimmung seines Landes und das Vertrauen in die Zukunft.

 

 

Zum Autor Antonio Skármeta

Antonio Skármeta, geboren 1940 in Chile, war Dozent für lateinamerikanische Literatur und Erzähltechnik an der Universität von Santiago de Chile. Er betätigte sich daneben als Schriftsteller; schrieb Romane, Erzählungen, Hörspiele, Theaterstücke und Drehbücher. Als Regisseur verfilmte er seine eigenen Stoffe.

Einen Monat nach dem Putsch durch General Augusto Pinochet im September 1973 flüchtete er nach Argentinien. Aus Protest gegen die Militärdiktatur in seinem Land blieb Skármeta über viele Jahre im Exil. So lebte er 1975 bis 1989 im zweigeteilten Berlin, wo er unter anderem als Dozent an der Film- und Fernsehakademie arbeitete und wo seine grössten literarischen Erfolge entstanden.

Weltruhm erlangte Skármeta durch seinen allein im deutschsprachigen Raum über 200‘000

mal verkauften Roman „Mit brennender Geduld“, dessen Stoff er bereits 1983 fürs Fernsehen verfilmt hatte.

Die Geschichte über den Briefträger Mario, der mit Hilfe des Dichters Pablo Neruda das Herz seiner Angebeteten gewinnt, war später (1994) auch Vorlage für Michael Radfords Filmadaptation „Il Postino“ mit Philippe Noiret und Massimo Troisi, die ebenfalls mit Preisen überhäuft wurde.

Als Ende der 80er Jahre aus Chile deutliche Zeichen der Demokratisierung zu beobachten waren, entschloss sich Skármeta zur Rückkehr in seine Heimat. Auf dem Zenit seines literarischen Ruhms erhielt Skármeta im Frühjahr 2000 vom chilenischen Präsidenten das Angebot, Botschafter in Berlin zu werden und übte dieses diplomatische Amt drei Jahre lang aus.

Aktuell lebt Antonio Skármeta in Chile und schreibt weiterhin. Seine bislang letzten ins Deutsche übersetzten Werke: „Mein Vater aus Paris“ (Roman, 2011), „Mein Freund Neruda. Begegnungen mit einem Dichter“ (Essay, 2011), „Volksentscheid“ (Theaterstück, 2015), „Achtzehn Karat“ (Theaterstück, 2015)

 

 

Zu Pablo Neruda

Pablo Neruda (1904 bis 1973), eigentlich Ricardo Eliecer Neftalí Reyes Basoalto, einer der populärsten lateinamerikanischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Seit 1927 hielt er sich als konsularischer Vertreter Chiles in verschiedenen Asiatischen Ländern auf. Kurz vor Ausbruch des spanischen Bürgerkriegs erlebte er als Konsul in Madrid den Aufstand der Militärs unter General Franco. Während der Präsidentschaft Videlas (1949 bis 1952) lebte er in der Emigration in verschiedenen Ländern Europas und Amerikas. In dieser Zeit lernte er Matilde Urrutia, seine dritte Frau, kennen. Nach der Wahl Salvador Allendes zum Präsidenten vertrat er Chile als Botschafter in Paris.

1971 erhielt Neruda den Nobelpreis für Literatur. Den Putsch gegen die Regierung seines Freundes Allendes vom 11. September 1973 überlebte er nur wenige Tage. Für viele Menschen war Neruda Stimme und Gewissen des Volkes. Für ihn galt die unbedingte Einheit von Leben und Dichtung. Sein Engagement für eine gerechtere Welt ohne Armut machte ihn zum Anwalt der Unterdrückten und Sprachlosen.

 

Dichtung ist stets ein Akt des Friedens. Der Dichter wird aus dem Frieden geboren

wie das Brot aus dem Mehl geboren wird.

 

 

Antonio Skármeta über Pablo Neruda

Neruda brachte uns die Lyrik wie etwas Lebensnotwendiges. Er neigte zur Metaphysik und

zur Rätselhaftigkeit, die Wissenschaftler ergötzte, aber er schrieb auch ursprünglich, rasch hingeworfene, elementare, gegenständliche Poesie. Von den vielen Nerudas, die in Neruda wohnen, hat jeder einzelne den Neruda, der ihm zugemessen ist.

Ich kam mit seiner Lyrik aus rein erotischen Gründen in Berührung. Als Vierzehnjähriger pflegte ich mich jeden zweiten Tag hoffnungslos zu verlieben, fand aber keine Worte, um die Mädchen zu verführen; ich nahm ein Buch von Neruda zur Hand, "Zwanzig Liebesgedichte und ein Lied der Verzweiflung", schöpfte daraus Verse und flüsterte sie als meine eigenen den Mädchen ins Ohr.

Er war Sohn eines Eisenbahners, Student in ärmlichen Pensionen in Santiago, frühreifer, gefeierter Dichter, Konsul in asiatischen Ländern, gefährlicher Liebhaber dolchbewaffneter Frauen, befreundet mit namhaften Malern, Schriftstellern, Musikern und Musen in aller Welt.

Er wurde in Sprachen übersetzt, die nicht einmal eine Schriftsprache besitzen.

 

 

Auszug aus der Nobelpreisrede von Pablo Neruda, 1971

Heute vor genau hundert Jahren hat ein armer und herrlicher Dichter, der grimmigste

aller Verzweifelten, die Prophezeiung geschrieben:

„A l’aurore, armés d’une ardente patience, nous entrerons aux splendides villes –

Im Morgengrauen werden wir, bewaffnet mit brennender Geduld, in die strahlenden

Städte einziehen.“

 

Ich glaube an die Verheissung des Sehers Rimbaud. Ich komme aus einer dunklen

Provinz, aus einem Land, das eine schroffe Geografie von allen anderen Ländern

isoliert hat. Ich war der verlassenste aller Dichter, und meine Dichtung war regional, voller Schmerz und voller Regen. Aber ich hatte immer Vertrauen in die Menschen.

 

So sage ich nun den Menschen guten Willens, den Arbeitern, den Dichtern, dass in

diesem einen Satz Rimbauds die ganze Zukunft ausgedrückt ist: Nur mit brennender Geduld werden wir die strahlende Stadt erobern, die allen Menschen Licht, Gerechtigkeit und Würde schenken wird.

So wird die Poesie nicht vergebens gesungen haben.